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25.11.2020

Pressemitteilung Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg zum 25.11.2020

Am 25.November, dem „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ sagen auch wir wieder laut „Nein“ zu jeglicher Form von Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen und Mädchen, denn männliche Gewalt in Beziehungen bis hin zum Femizid ist leider noch immer trauriger Alltag (in Deutschland und der ganzen Welt).
Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau durch einen (Ex-)Partner, jeden Tag kommt es zu einem Mordversuch und jede Stunde wird Gewalt gegen eine Frau ausgeübt (Statistik des Bundeskriminalamtes 2018).
Diese Gewalt gegen Frauen und Kinder hat System und ist das Produkt einer strukturellen Ungleichbehandlung der Geschlechter. Begriffe wie 'Beziehungs-' oder 'Eifersuchtsdrama' lenken davon ab, dass „Femizide“ (die Tötung einer Frau weil sie eine Frau ist), untrennbar mit patriarchalen Gesellschaftsstrukturen verbunden sind.

Seit 40 Jahren finden von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder im Autonomen Frauenhaus Heidelberg (Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg) Schutz und Unterstützung. Außerdem bieten wir Frauen, die in ihrer Familie Gewalt erleben, die sich aus einer Gewaltbeziehung trennen wollen oder die Beratung im Zusammenhang mit dem Gewaltschutzgesetz brauchen, in unserer Beratungs- und Interventionsstelle Hilfe und Unterstützung an.

Zentrales Thema unserer Arbeit war und ist der Kampf für gesellschaftliche und politische Bedingungen, die Gewalt gegen Frauen und Kinder nachhaltig beenden. Auch in diesem Jahr wollten wir dazu am 25.11. eine öffentlichkeitswirksame Aktion in der Heidelberger Innenstadt durchführen, welche wir aufgrund der aktuellen Bedingungen durch die Corona-Pandemie leider absagen mussten. Dennoch ist es unserem Verein Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg sehr wichtig, auf den eklatanten Mangel an Frauenhausplätzen in Heidelberg aufmerksam zu machen. Seit 2018 ist die Istanbul-Konvention geltendes Recht in Deutschland. Das Übereinkommen des Europarates mit dem Ziel, Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen und zu verhindern enthält zahlreiche Handlungsaufträge an Bund, Länder und Kommunen. Dennoch fehlen in Heidelberg – wie im gesamten Bundesgebiet - dringend benötigte Plätze in Frauenhäusern und Kapazitäten in Beratungsstellen.

Diese Situation wird zusätzlich verschärft durch den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Heidelberg. Es dauert stetig länger, bis Frauen, die bereit sind, aus dem Frauenhaus auszuziehen, eine Wohnung finden. Dies führt dazu, dass die ohnehin zu knappen Frauenhausplätze unnötig lange belegt bleiben. Auch hier offenbart sich die strukturelle Benachteiligung von Frauen. So haben es alleinerziehende Frauen – insbesondere mit vielen Kindern – und Menschen mit geringem Einkommen auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer. Frauen aus dem Frauenhaus haben oftmals aufgrund ihres Geschlechtes, dem sozialen Status, der finanziellen Situation, ihrer Sprache, ihres Aufenthaltsstatus oder ihrer Herkunft weniger Chancen auf eine Wohnung. Die meisten Frauen, die im Frauenhaus neu anfangen stehen in finanzieller Abhängigkeit zum gewalttätigen Ehemann und sind nach der Trennung zunächst auf Sozialleistungen angewiesen. Das wirkt sich enorm auf die Wohnungssuche aus.
Bevor die Frau den Mietvertrag unterschreiben darf, prüft das Jobcenter die sogenannten „Angemessenen Kosten der Unterkunft“. Hierfür werden die für Heidelberg festgelegten Mietobergrenzen herangezogen. Diese Mietobergrenzen sind viel zu niedrig. Sie entsprechen in keiner Weise dem Mietspiegel und dem realen Angebot auf dem Heidelberger Wohnungsmarkt. Die Folge dessen ist, dass die Frauen sehr lange Zeit keine Wohnung finden, was dazu führt, dass hilfesuchende Frauen im Glücksfall in anderen Frauenhäusern untergebracht werden, häufig genug jedoch leider ohne Schutz bleiben. 2019 musste das Autonome Frauenhaus Heidelberg 152 Frauen und 201 Kinder abweisen.

Neben einer von Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg geforderten Ausweitung der Frauenhausplätze, dient also auch die Schaffung bezahlbaren Wohnraumes in sämtlichen Stadtteilen für alle, unabhängig von finanziellen Mitteln, Geschlecht, Aufenthaltsstatus, Alter, Herkunft, Körperlichkeit, Hautfarbe, Sexualität und Weltanschauung, der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kinder. Auch eine Anpassung der Mietobergrenze des JobCenter um mindestens 30% in laufendem Abgleich mit der regionalen Mietpreisentwicklung ist dringend angeraten. Ebenso darf die Lebensrealität alleinerziehender Frauen, die einen besonders schweren Zugang zu Wohnraum haben, nicht vergessen werden.

Gewalt gegen Frauen muss verhindert werden!
Femizide müssen verhindert werden!

Wir müssen reden über Gewalt gegen Frauen!!!

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